Konditionierte Entspannung
Konditionierte Entspannung basiert auf klassischer Konditionierung, also dem Lernen durch Verknüpfung. Dadurch, dass etwas immer dann auftaucht, wenn der Hund gerade entspannt ist, oder sich gleich entspannen wird, verknüpft der Hund dieses “Etwas” mit der Entspannung. Das passiert ganz von allein und dein Hund muss nichts weiter machen oder lernen.
Das “Etwas”, das wir mit Entspannung verknüpfen, kann ganz unterschiedlich aussehen. Wir können ein bestimmtes Wort mit Entspannung verknüpfen, oder eine Berührung an einer bestimmten Stelle des Hundekörpers. So entstehen einzelne, kurze Entspannungssignale. Wir können aber auch Düfte, Musik oder die Anwesenheit bestimmter Gegenstände mit Entspannung verknüpfen. Hier spricht man dann von sogenannten Dauersignalen, da sie eben über einen längeren Zeitraum für den Hund wahrnehmbar sind.
Entspannungssignale wählen
Bevor du nun wild drauf los konditionierst, solltest du dir vorher Gedanken zu machen, welche Signale für dich und deinen Hund überhaupt sinnvoll sind. Es schadet sicher nicht, mehrere Entspannungssignale aufzubauen, aber damit du möglichst bald Erfolge im Alltag erzielen kannst, lohnt es sich eben doch, Prioritäten zu setzen.
Die wichtigste Frage ist dafür, wann und wo du deine Entspannungssignale einsetzen willst. Suchst du etwas, um deinen Hund zu Hause beim Entspannen zu unterstützen – zum Beispiel beim Alleinebleiben – bieten sich eher Dauersignale wie Duft oder Musik an. Willst du die Entspannung auch an andere Orte mitnehmen, solltest du dir überlegen, was transportabel ist und an den Orten niemanden stört. Hast du eher das Problem, dass dein Hund in bestimmten Situationen hochfährt und du ihn nicht mehr gut da raus bekommst, oder er gar nicht mehr ansprechbar ist, dann ist ein kurzes Entspannungssignal eher sinnvoll. Ein Entspannungswort kannst du zum Beispiel auch spontan sagen, auch wenn du gerade alle Hände voll zu tun hast, wie zum Beispiel in einer Hundebegegnung. Dann ein Dufttuch herauszuholen wäre hingegen nicht sehr praktisch.
Hast du dich für ein Entspannungssignal entschieden, das du konditionieren möchtest, kann es nun mit dem Aufbau losgehen. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Wege – den aktiven und den passiven Aufbau.
Der aktive Aufbau
Der aktive Aufbau setzt voraus, dass du bereits etwas kennst, das dazu führt, dass dein Hund sich entspannt. Das kann zum Beispiel sein, dass du ihn an einer bestimmten Stelle streichelst oder kraulst und er dann immer sichtlich entspannt. Der aktive Aufbau eignet sich vor allem für kurze Entspannungssignale, wie ein Entspannungswort. Der Aufbau sollte auf jeden Fall in einer ruhigen Umgebung stattfinden, in der ihr nicht gestört werdet und in der dein Hund eh entspannt ist – zum Beispiel zu Hause auf dem Sofa. Der Ablauf für die Verknüpfung ist dann so:
- Sag dein Entspannungswort
- Starte dann mit der entspannenden Massage
- Nach einer kurzen Massage folgt eine Pause vor der nächsten Wiederholung
Der passive Aufbau
Beim passiven Aufbau machst du gar nichts direkt mit deinem Hund, sondern kümmerst dich nur darum, das Entspannungssignal im passenden Moment zu präsentieren. Dieser Moment ist dann, wenn dein Hund von sich aus gerade völlig entspannt ist – also zum Beispiel wenn er mit allen Vieren von sich gestreckt im Körbchen liegt. Je nachdem, was für ein Entspannungssignal du konditionierst, gehst du dann wie folgt vor:
Kurze Entspannungssignale kannst du nun ein paar Mal hintereinander und jeweils mit einigen Sekunden Pause dazwischen geben. Mach dann eine etwas längere Pause. Achte darauf, ob dein Hund irgendwie auf dein Signal reagiert. Er sollte das Signal natürlich wahrnehmen, aber es sollte ihn auf keinen Fall in seiner Entspannung stören. Je nachdem solltest du zum Beispiel die Lautstärke oder den Tonfall deines Entspannungswortes etwas anpassen, so dass es deinen Hund nicht stört.
Bei Dauersignalen kannst du diese einfach aufstellen bzw. anschalten, sobald dein Hund richtig entspannt ist. Lasse sie dann ruhig einige Zeit stehen – es heißt ja nicht umsonst “Dauersignal”- bevor du sie wieder wegräumst. Optimalerweise verschwindet das Dauersignal noch während der Hund entspannt ist, damit es zu keinen Fehlverknüpfungen kommt. Sollte dein Hund aber doch mal wach und aktiv werden, ist das kein großes Ding. Räume dann einfach das Entspannungssignal weg, sobald du merkst, dass dein Hund nicht mehr entspannt ist. Bedenke bei Entspannungsdüften, dass diese nicht gleich aus der Luft verschwinden, sobald du die Quelle entfernt hast. Lüfte im Zweifelsfall kurz durch.
Dieser Aufbau sollte über mindestens 1-2 Wochen möglichst oft wiederholt werden, damit das Signal richtig mit der Entspannung verknüpft wird, bevor es das erste Mal eingesetzt wird.
Der Einsatz
Hast du dein Entspannungssignal ausreichend konditioniert, kannst du langsam beginnen, es dann einzusetzen, wenn dein Hund nicht eh schon entspannt ist. Es empfiehlt sich aber, nicht gleich in die größten Stresssituationen hineinzugehen, sondern es zu Beginn erstmal in nur wenig aufregenden Situationen einzusetzen. Der größte Feind der Entspannungssignale sind nämlich Fehlverknüpfungen.
Um eben diesen Fehlverknüpfungen entgegen zu wirken, ist es auch wichtig, dass die Entspannungssignale zu Hause immer wieder mit Entspannung aufgeladen werden. Dazu wiederholst du einfach, was du im ersten Aufbau bereits gemacht hast.
Nun aber zum tatsächlichen Einsatz. Für die Dauersignale ist das relativ simpel. Möchtest du deinem Hund in einer Situation beim Entspannen helfen, präsentierst du ihm das Dauersignal – Musik anschalten, Dufttuch herausholen, optisches Signal hinlegen. Dein Hund sollte nun nach und nach ruhiger und entspannter werden. Merkst du, dass es ihm gar nicht hilft und er eher weiter hochfährt, pack lieber das Dauersignal wieder ein und schau, wie du die Situation so verändern kannst, dass es für deinen Hund einfacher wird. Entspannungssignale sind keine Ausschalter für den Hund, sondern helfen ihm dabei, zur Ruhe zu finden.
Kurze Entspannungssignale wirken so, dass das Erregungsniveau deines Hundes für einige Sekunden ein wenig gesenkt wird. Auch sie sind kein Ausschalter, sondern nur eine Hilfestellung. Sie können aber in bestimmten Situationen den entscheidenden Unterschied machen, ob dein Hund auf Signale von dir wieder reagieren kann, oder ob er doch losspringt, bellt oder jagen geht.
Hier ist nun deine Beobachtung gefragt, damit du erkennst, in welchen Situationen dein Entspannungswort nötig ist. Auch gilt es zu erkennen, wann das Entspannungssignal wirkt – das ist nämlich genau der Zeitraum, in dem dein Hund mit höherer Wahrscheinlichkeit auf ein Signal reagieren kann. Nutze also diesen Moment, in dem du erkennst, dass dein Hund ein kleines bisschen weniger angespannt ist, um ihm aus der aufregenden Situation heraus zu helfen.
Je nach Situation spricht auch nichts dagegen, das Entspannungssignal mehrmals zu geben. Ist es gut konditioniert, dann wirkt es auf jeden Fall, sofern dein Hund es wahrnehmen kann – auch wenn du nichts von seiner Wirkung direkt siehst!
Du kannst deinen Hund mit dem Entspannungssignal zum Beispiel in folgenden Situationen unterstützen:
- (Hunde-)Begegnungen
- Wildsichtungen
- Spiel mit anderen Hunden wird zu aufgeregt
- Angst, z.B. vor lauten Geräuschen