Tag 1 – Vorbereitungen
Herzlich Willkommen zum ersten Tag der Handtouch Challenge!
Bevor wir richtig damit loslegen, deinem Hund das Anstupsen deiner Hand beizubringen, müssen wir heute noch ein bisschen Vorarbeit leisten. Als erstes werde ich dir einige Grundlagen erklären, auf denen alle Übungen in den nächsten Tagen basieren. Dazu gehört auch, dass dein Hund ein Markersignal kennt, das ihm eine Belohnung ankündigt.
Die Basis für die Handtouch Challenge
Unser wichtigstes Ziel im Training ist es, dass unser Hund freiwillig mitarbeitet und Mensch UND Hund Spaß an den Übungen haben!
Das bedeutet für dich, dass du deinen Hund während der Trainingseinheiten gut beobachten solltest. Zeigt er Stressanzeichen oder erkennst du viele Beschwichtigungssignale, wie zum Beispiel Gähnen, Lippenlecken oder den Kopf abwenden, dann beende die Einheit lieber. Überlege, was zu dem Stress bei deinem Hund geführt hat und gehe es später nochmal entspannt an.
Du solltest aber auch auf dich selbst achten. Hast du eigentlich gerade keine Lust, oder bist mit den Gedanken ganz wo anders? Dann nimm dir erstmal ein bisschen Zeit für dich, mach was dir Spaß macht und vielleicht findest du ja später noch die Motivation die Challengeaufgabe mit deinem Hund zu machen.
Wenn etwas mal nicht gleich klappt, dann ist das gar nicht schlimm. Es geht nicht um einen Wettbewerb, wer am schnellsten und besten den Handtouch beibringen kann, sondern einzig und allein darum, dass du eine gute Zeit mit deinem Hund hast und ihr Schritt für Schritt ein bisschen besser in der Übung werdet. Versuch dir nicht zu viel Druck zu machen und gib auch deinem Hund die Zeit, die er zum Verstehen und Umsetzen braucht.
Hakt es bei einer Aufgabe und du weißt nicht so recht, woran es liegt? Du kannst direkt unter jedem Tagesthema einen Kommentar mit deinen Fragen stellen! Versuche dabei so genau wie möglich zu beschreiben, was das Problem ist und ich werde deine Frage so schnell wie möglich beantworten.
Erfolg wahrscheinlich machen & Fehler vermeiden
Ein wichtiges Prinzip unseres Trainings ist, dass wir die Übungseinheiten so gestalten, dass der Hund immer eine gute Chance hat, es richtig zu machen. Nach Möglichkeit verhindern wir, dass er Fehler machen kann.
Das bedeutet für dich, dass du das Lerntempo an deinen Hund anpasst und so kleinschrittig vorgehst, dass dein Hund in mindestens 8 von 10 Wiederholungen das Verhalten zeigt, das du haben möchtest und du ihn belohnen kannst. Geh im Zweifelsfall lieber nochmal einen Schritt zurück und mach die Übung etwas einfacher.
Sollte doch mal ein Fehler passieren, dann sieh das einfach als Information für dich, dass es noch zu schwer für deinen Hund war. Jedes Signal ist nur ein Frage an deinen Hund, ob er das gewünschte Verhalten gerade ausführen kann und will. Auf diese Frage darf er durchaus mit “nein” antworten! Deine Aufgabe ist es dann, eine Frage so zu stellen, dass er eben mit “ja” und dem gefragten Verhalten antwortet.
Unerwünschtes Verhalten oder “falsche” Antworten deines Hundes solltest du nicht bestrafen. Das heißt in der Handtouch Challenge gibt es kein Schimpfen, keine Korrekturen oder andere unangenehme Einwirkung auf deinen Hund! Die einzige “Strafe” im lerntheoretischen Sinne besteht darin, dass dein Hund eben keine Belohnung erhält, wenn er nicht das gefragte Verhalten zeigt. Das reicht völlig aus, damit dein Hund versteht, dass das gerade nicht das gewünschte Verhalten ist.
Trainingseinheiten gestalten
Wie lang am Stück dein Hund konzentriert mitarbeiten kann, ist sehr individuell. Die Faustregel ist einfach, dass die Einheiten lieber kürzer, aber dafür öfter, stattfinden sollten, statt einmal am Tag länger zu üben.
Die meistens Trainingstipps und Anleitungen beschäftigen sich nur mit der Trainingseinheit selbst. Es ist aber auch wichtig, sich mit Anfang und Ende des Trainings zu beschäftigen. Daher hier meine Vorschläge – du musst das aber natürlich nicht genau so für die Challenge machen! Vielleicht ist es ja eine Anregung für dich:
Ein Startsignal kündigt deinem Hund an, dass es jetzt los geht und es Belohnungen zu verdienen gibt. So findet er leichter in eine Art Arbeitsmodus und lässt sich gut zur Mitarbeit motivieren.
Am Ende der Einheit gibt es dann ein Signal, das deinem Hund sagt, dass es nun keine Belohnung mehr zu verdienen gibt. Dadurch kannst du Frust bei deinem Hund reduzieren, sollte er noch weiter versuchen, Verhalten anzubieten, ohne dass er dafür etwas bekommt. Gerade bei kleinen Übungen auf den Spaziergängen hilft ein Endesignal auch dabei, dass dein Hund wieder abschalten und Hundedinge machen kann.
Zusätzlich kannst du auch noch ein Pausensignal einführen, das deinem Hund sagt, dass er jetzt gerade keine Belohnungen mehr kriegt, aber dass es gleich weiter geht. Auch das hilft, Frust zu reduzieren, weil dein Hund weiß, was passiert. So kannst du dich zwischen Übungen entspannt sortieren, oder dich um unerwartete Unterbrechungen kümmern.
Die Signale kannst du einfach nebenbei einführen. Benutzt du sie konsequent, wird dein Hund bald verstehen, was sie bedeuten. Achte insgesamt aber darauf, dass dein Hund nicht zu hochgedreht ist und hilf ihm dabei, nach dem Üben wieder herunter zu fahren.
Was du für das Training brauchst
Du musst für die Teilnahme an der Challenge an sich nichts weiter besorgen, was du nicht höchstwahrscheinlich eh schon zu Hause hast. In erster Linie heißt das, du brauchst:
- Deinen Hund / Deine Hunde
- Deine Hände
- Dein Markersignal (Erklärung dazu folgt im nächsten Abschnitt)
- viele, kleine, hochwertige Leckerchen und/oder andere Belohnungen, die dein Hund mag
- ggf. Geschirr und (Schlepp-)Leine, wenn du draußen trainieren möchtest
Außerdem optional:
- Clicker
- Targetstick, Fliegenklatsche o.ä. als Verlängerung deines Armes – besonders empfehlenswert für das Training mit kleinen Hunden, oder wenn du dich nicht so gut bücken kannst
- Dein Smartphone oder eine andere Kamera, wenn du deine Trainingseinheiten filmen möchtest
Training mit Markersignalen
Wer mich und mein Training kennt, der hat es sich wahrscheinlich schon gedacht: Natürlich basiert auch die Handtouch Challenge auf Training über positive Verstärkung und dem Einsatz von Markersignalen. In den Aufgaben wird daher immer wieder die Formulierung “Marker & Belohnung” auftauchen. Falls dir das noch nichts sagt, erkläre ich es dir jetzt:
Ein Markersignal kündigt deinem Hund zuverlässig eine Belohnung an und hilft dir dadurch, deinem Hund punktgenau mitzuteilen, wenn er gerade etwas richtig gemacht hat. Der Marker kann ein kurzes Wort wie top, tak, yes, click etc sein, oder ein Geräusch wie z.B. der Click eines Clickers, oder aber irgendein anderes kurzes für den Hund gut wahrnehmbares Signal (z.B. Aufleuchten einer Lampe als Marker für taube Hunde). Steht in einer Aufgabe “Marker”, ist damit also gemeint, dass du deinem Hund dein Markersignal – egal wie genau das bei dir nun aussieht – gibst und ihm damit eine Belohnung ankündigst.
Für den Anfang ist es meist am einfachsten, wenn du ein Wort als sogenanntes Markerwort konditionierst. Die oben genannten Beispiele (top, click …) eignen sich dafür gut. Wörter wie “brav”, “fein” oder “ja” gehen hingegen nicht so gut, da wir sie im Alltag zu oft benutzen, ohne dass sie eine Belohnung für den Hund ankündigen würden. Längere Wörter eignen sich ebenfalls nicht, da wir damit den Timingvorteil des Markers gleich wieder einbüßen, weil der Hund schon wieder etwas ganz anderes macht, bis wir das Wort zu Ende gesprochen haben. Such dir also eine prägnante Silbe als Marker aus, die dir leicht über die Lippen kommt.
Nun musst du nur noch deinem Hund beibringen, was dein Marker für ihn bedeutet. Dazu nimmst du einfach ein paar Leckerchen (oder eine andere Belohnung, die dein Hund gern mag) zur Hand und wiederholst einige Male folgenden Ablauf in ablenkungsarmer Umgebung:
- Dein Hund ist aufmerksam und in deiner Nähe
- Du sagst dein Markerwort
- Direkt danach greifst du in deine Tasche und gibst deinem Hund eine Belohnung
Die Belohnung sollte zügig innerhalb von maximal 1-2 Sekunden nach deinem Marker beim Hund ankommen, damit er Wort und Belohnung gut miteinander verknüpfen kann. Achte trotzdem darauf, dass sich deine Hand erst NACH dem Markerwort in Richtung Tasche bewegt – das Wort soll ja die Belohnung ankündigen, nicht deine Handbewegung.
Nach einigen Wiederholungen sollte dein Hund verstanden haben, dass nach dem Marker das Leckerchen kommt. Du kannst das ein bisschen testen, indem du dein Markerwort sagst, wenn dein Hund gerade nicht in deine Richtung schaut – dreht er sich dann in freudiger Erwartung einer Belohnung zu dir um, hat die Konditionierung geklappt!
Bedenke aber, dass dein Marker KEIN Signal für ein bestimmtes Verhalten ist. Es sagt deinem Hund einfach nur “Das war richtig, es kommt eine Belohnung”, ganz egal, was dein Hund ansonsten noch tut und ob er auf den Marker reagiert. Zeigt dein Hund keine Reaktion auf den Marker, obwohl er ihn eigentlich kennt, kann es zum Beispiel sein, dass die Umgebung gerade einfach noch zu ablenkend für deinen Hund ist. Sieh den Marker einfach als Versprechen an und bringt die Belohnung im Zweifelsfall zu deinem Hund. Nach der Konditionierungsphase darfst du deine Belohnung auch gern mit verbalem Lob begleiten.
Einheiten vorbereiten
Überlege dir vor der Einheit genau, was du trainieren möchtest und wie du das hinbekommst. Dazu gehört, dass du das Zielverhalten, das du erreichen möchtest, genau beschreibst und welche Zwischenschritte dahin führen. Die Aufgaben der Challenge helfen dir dabei, die Einheiten zu planen. Je nach Trainingsstand deines Hundes kannst du deine Ziele entsprechend individuell anpassen.
Schaffe für das Training eine passende Situation. Je nachdem, wie weit du im Aufbau des Verhaltens bist, solltest du Ablenkungen vermeiden, oder aber gezielt einplanen. Versuche möglichst sicher zu stellen, dass du nicht mitten in der Übung unterbrochen wirst.
Lege dir vor Beginn des Trainings alles zurecht, was du brauchst:
- Leckerchen oder andere Belohnungen in einem entsprechenden Behälter (Leckerlibeutel, kleine Schüssel o.ä.)
- Clicker, wenn du einen verwendest
- Hilfsmittel, wenn du welche für die Übung brauchst (z.B. Geschirr und Leine (für Training draußen), einen Targetstick (für Training mit kleinen Hunden als Armverlängerung)
- Notizen oder Anleitungen, damit du zwischendurch nachschauen kannst
- Wenn du dein Training filmen, oder Zeiten stoppen möchtest, leg auch diese Geräte so bereit, dass du dich während der Einheit nicht mehr groß mit der Technik beschäftigt bist
So bist du gut gerüstet für eine konzentrierte Trainingseinheit und eine erfolgreiche Handtouch Challenge! Morgen lernt dein Hund dann nämlich schon den „normalen“ Handtouch, bei dem er deine Hand kurz mit der Nase anstupst.
Deine Aufgaben für heute:
- Lege dir alles zurecht, was du für das Training brauchst.
- Entscheide dich für ein Markersignal und übe den Ablauf – erst markern, dann füttern – einige Male trocken, ohne deinen Hund.
- Bring deinem Hund das Markersignal bei.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg bei der Challenge!
Lilly